Hannes Wagner vor seiner zweiten Weltmeisterschaft
Im Ringerjahr beginnt gerade die ganz heiße Phase. Die Vorbereitung läuft auf Hochtouren, damit es pünktlich zum Saisonstart am 24. September in Bestform auf die Matte gehen kann, wenn die Ringer-Bundesliga startet. Für die Eagles heißt das unter der Woche wie eh und je schwitzen, den letzten Schliff holen sich die Aktiven des AC Lichtenfels kommendes Wochenende beim Abschlusstrainingslager am Schützenplatz. Einer, der in diesem Jahr nicht anwesend sein wird, ist Hannes Wagner. Der hat zeitgleich größere Aufgaben und verbrachte ohnehin den Großteil der vergangenen mit diszipliniertester Vorbereitung.
„Ich bin jetzt erst aus Litauen heimgekommen“ öffnet Wagner, der das vorerst letzte einer ganzen Reihe Trainingslager mit der Nationalmannschaft kurz vor dem Gespräch abgeschlossen hatte. „Die Trainingslager sind sehr gut gelaufen, ich habe mich gut gefühlt, die letzten Tage waren etwas schwierig, aber das wird auch bis nächste Woche“ sagt er selbstbewusst. In den nächsten Tagen finden sich die Besten der Besten im Ringen in Belgrad ein, um die diesjährigen Weltmeister unter sich auszumachen, Wagner mitten unter ihnen. „Die Vorbereitung lief gut, die letzten Monate konnte ich mich von Trainingslager zu Trainingslager steigern“, führt er aus „deswegen bin ich echt zufrieden.“
Nach seinem WM-Debüt im Vorjahr steht für den Klosterlangheimer die zweite Weltmeisterschaft an. Diesmal allerdings in anderer Gewichtsklasse. Seit Beginn des Jahres arbeitete sich Wagner von der Klasse bis 82 Kg in die nächsthöhere, olympische Gewichtsklasse bis 87 kg. Einem deutschen Meistertitel folgte ein starker, dritter Platz beim international hoch angesiedelten Grand Prix of Germany vor einigen Wochen. Der diente als Standortbestimmung. Mit dem Ziel in der Klasse „bis 87 kg anzugreifen“ – fünf Kilogramm höher als zuletzt international – „und um zu sehen, wo ich stehe“ fuhr Wagner nach Dortmund. „Ich wollte möglichst viele Kämpfe machen, das Beste geben und schauen, was dabei herauskommt“ erzählte Wagner im Nachgang des Grand Prix. Nach vier Kämpfen sollte es Bronze sein, womit mehr möglich war als lediglich mitzuringen. Dabei galten für alle Gewichtsklassen 2 kg Gewichtstoleranz, die seinen Gegnern, die für den Grand Prix weniger Gewicht verlieren mussten als für die WM, in die Karten spielten. Er selbst, noch im Aufbau und mit etwa 89 kg noch nicht beim Wunschgewicht für dieses Klasse, sah das Positive, selbst nicht allzu viel Energie in die Gewichtsreduktion stecken zu müssen und im Wettkampf aus den Vollen schöpfen zu können. „Viele meiner Gegner haben schon auf die 89 kg Gewicht gemacht, da freue ich mich, wenn die nochmal ein, zwei Kilo weiter runter müssen“. Dass ihn am Wochenende auf der Matte allerdings Gegner erwarten, die von 93 bis 94 kg herunterkommen, und damit deutlich mehr wiegen, lässt sich nicht von der Hand weisen. „Das sind schon richtige Brocken“ kommentiert Wagner.
Ein Ziel in Form einer Platzierung hat Wagner einige Tage vor der Weltmeisterschaft nicht: „Ich will mein bestes Ringen zeigen, was am Ende dabei rauskommt ist erst einmal zweitrangig.“ „Für das nächste Jahr bin ich da strenger mit mir, da habe ich mir schon eine Top 5 Platzierung als Ziel gesetzt, da geht es ja dann auch um die Olympiaqualifikation“ blickt er voraus, stellt aber noch einmal klar, „das erste Jahr geht es darum in dem Gewicht Fuß zu fassen, gegen die guten Leute gut zu ringen, vielleicht den einen oder anderen zu schlagen und Erfahrungen zu sammeln“. Nach dem erfolgreichen Grand Prix ist er zumindest sicher, „mitringen zu können“ und Siege einfahren zu können, sofern die Tagesform stimmt.
Alle Spekulationen beiseite freut sich Wagner, dass es nach all den Monaten der Vorbereitung endlich los geht, „Ich bin heiß“ fasst er kurz. Am Samstag geht es für ihn und seine Konkurrenz auf die Matte, die Finals finden tags drauf statt. Während Wagner in Belgrad auf der Matte steht, kann er sich der Unterstützung seiner Teamkameraden sicher sein, die zeitgleich auf der Trainingsmatte in der AC Halle schwitzen, ehe es zwei Wochen später wieder gemeinsam auf die Matte geht, wenn die Eagles die Bundesligasaison gegen und in Burghausen eröffnen. Auch darauf und nach der WM wieder in etwas ruhigere Fahrwasser zurückzukommen, freut sich Wagner. Zwar wird er mit der Bundesliga nach wie vor – den kompletten Herbst und Winter – Woche für Woche unterwegs zu sein, die intensive Vorbereitung mit Trainingslagern in ganz Europa ist aber erst einmal geschafft.
Can strebt Medaille an
Für unseren Bundesligaringer Selcuk Can ist es die erste Teilnahme an einer Weltmeisterschaft. Er geht in der 72kg Gewichtsklasse an den Start und möchte nach Bronze bei der EM 2020 auch hier gerne mit einer Medaille heimkehren.
Beide Athleten starten bereits am morgigen Samstag ins Turnier. Los gehts um 10.30 Uhr mit den Vorkämpfen. Ab 18.00 Uhr bestreiten die Athleten das Halbfinale.
Text: DaMa