Bundesliga Ringen in Lichtenfels – Junges Blut für den Wiederaufstieg
Bald ist es so weit. In wenigen Tagen startet mit dem Heimkampf gegen ASV Schorndorf die Bundesligasaison Ringen für den AC Lichtenfels. Der Kader ist vielschichtig, neben einigen einheimischen und ausländischen Neuzugängen ringen in der Stamm-Mannschaft Ringer, die bereits die erste Bundesliga Phase des Vereins 2008-2014 aktiv in der ersten Mannschaft gerungen haben, Eigengewächse, die damals Stück um Stück in die Mannschaft wuchsen und junge Ringer, die in den letzten Jahren ihren Weg zum wieder erstarkten AC Lichtenfels gefunden haben.Achim Tumshirn (20) – im Verein seit 2017 – und Lukas Tomaszek (19), der 2018 zum damaligen Oberligakader stieß, sind zwei der aussichtsreichen jungen Athleten, die für den AC auf der Matte stehen. Für die beiden Sportler, die schon seit Kindertagen regelmäßig bei Turnieren und Mannschaftskämpfen auf der Matte stehen, war der Wechsel an den Main ein Schritt in eine höhere Klasse. Auf einer Welle des Erfolges bereits im ersten, bzw. zweiten Jahr nicht nur den Meistertitel in der Oberliga, sondern den Aufstieg in die Bundesliga zu meistern, konnten sich beide anfangs nicht vorstellen.
„Es war schon angedacht, dass ich höherklassig ringe“ erzählt Achim, der in der Spitzensportförderung und Teil der Nationalmannschaft war. „Mit Lichtenfels hätte ich nicht gedacht, dass wir das schaffen, auch da es anfangs hieß, man wolle nicht unbedingt hoch“. Trotz des Aufstieges, der für ihn überraschend kam, betont er „einmal Bundesliga war schon Wunsch“. Lukas gibt sich da etwas verhaltener. „Im Vorhinein war das kein spezielles Ziel von mir“, stellt aber klar, es sei „eigentlich von jedem Ringer das Ziel oder der Traum, irgendwann mal in der höchsten Liga zu ringen.“ Nach Lichtenfels kam er mit dem Ziel, fester Baustein in der ersten Mannschaft zu werden, einen Großteil der Kämpfe in der Oberliga zu ringen und auch zu gewinnen, „was dann auch gut geklappt hat.“ „Dass es theoretisch sein könnte, dass wir in die Bundesliga aufsteigen, hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht im Kopf“ erzählt er und räumt ein, dass er die Aussicht „Bundesliga“ erst gegen Ende der Saison realisierte.Das Ziel der Integration ins Team hat er im ersten Jahr erreicht und konstatiert:„Als ich gewechselt bin, war das für mich der perfekte Zeitpunkt“. Schon in den Jahren zuvor lag ein Wechselangebot vom AC Lichtenfels vor, doch die enge Bindung zum KSV Bamberg hielt in anfangs zurück – seine Eltern waren abseits der Matte zwei zentrale Stützen des Vereins und er selbst berichtet über die damalige Mannschaft „das war wirklich wie eine kleine Familie“. Als die Perspektive für Bamberg jedoch zunehmend düster aussah, sah er den richtigen Zeitpunkt „eine Stufe höher zu gehen.“ Der Start in Lichtenfels fiel dann nicht sehr schwer. „Ich war vor meinem Wechsel schon immer mal bei Lichtenfels im Training – da hats mir auch schon relativ gut gefallen. Ein paar Leute kannte ich schon, da war ich kein Fremder. Es dauert immer seine Zeit, neue Leute kennen zu lernen, aber ich habe mich sehr gut eingefunden und bin heute gut integriert.
“Achims Wechsel von Neumarkt zu Lichtenfels, war eher ein strategischer, als ein naheliegender. Doch auch als Ringer eines Vereines, der nicht in der unmittelbaren Nähe ist: Als Aktiver in einem Randsport wie dem Ringen sieht man immer wieder dieselben Gesichter. „Die Leute kannte ich schon von Mannschaftskämpfen, von Turnieren – man kennt sich. Daher war es für mich leicht, mich einzufinden“. Auch von Lichtenfelser Seite fühlte er sich schnell akzeptiert, merkt aber auch an, dass er auch seinen Teil dazu beitrug. „Ich wurde auch gut akzeptiert als Neuling in der Mannschaft. Ich habe auch meine Leistung erbracht.“Für die kommende Saison will Achim diese Leistung bestätigen. Sein persönliches Ziel ist, einige Kämpfe zu gewinnen und sich auch gegen internationale Größen teuer zu verkaufen. Für die Mannschaft erwartet er dennoch ein hartes Jahr. „Aufgrund der Ausländer können wir ein paar Punkte holen. Aber realistisch betrachtet, ist Lichtenfels mit den Ringern die wir aktuell haben – denjenigen, die aus der Oberliga mit in die Bundesliga aufgestiegen sind, nicht bundesliga tauglich.“„Unsere Bundesliga ist eine sau starke Gruppe – vor allem mit Nürnberg, Burghausen, Heilbronn. Da sind wir eher die Außenseiter“, sinniert auch Lukas über die neue Saison. Als Ziel für den Verein steckt er den Klassenerhalt. Er selbst will in erster Linie Erfahrungen sammeln, sieht das aber als selbst erfüllendes Ziel.Auf der Matte will er mithalten und gute Kämpfe liefern und hofft, dass er sich „beweisen kann gegen die ganzen ‚Profi-Ringer‘, gegen die starken Ausländer, dass sich der ganze Trainingsaufwand dann eben ausbezahlt“. Solange er gute Kämpfe liefert und die Saison gesund bestreiten kann, ist schon viel gewonnen, dennoch will er „den ein oder anderen Kampf gewinnen, das ist klar“.Der angesprochene Trainingsaufwand – mindestens drei Mal in der Woche wird auf der Matte trainiert, individuell wird der Trainingsplan um Laufeinheiten oder Stunden im Fitnessstudio ergänzt– hat in der Bundesliga noch einmal zugenommen. „Echt eine andere Hausnummer, die Bundesliga“ meint Lukas und berichtet, dass 2019 das Jahr ist „in dem ich am meisten trainiert habe“ und das sei auch nötig, „damit man sich in der Bundesliga überhaupt stellen kann – überhaupt mithalten kann“. Neben der Ausbildung zum Fremdsprachenindustriekaufmann und dem Training bleibt nicht viel Zeit. „Die meisten von uns kommen von der Arbeit direkt ins Training, kein Leerlauf. Und sich dann gleich von der Arbeit auf Training einzustellen ist manchmal schon schwierig“. Er selbst gibt an, alles ganz gut unter einen Hut zu bringen. Dennoch, zieht man den Vergleich zu Altersgenossen,die einen Hobbysport betreiben, „ist es schon krass, wie viel Zeit man da rein steckt und wie viele Trainingseinheiten und Schweiß man in der Woche man vergießt – das ist manchmal echt heftig“.
Auch Achim fällt es nicht leicht, Beruf, Sport und Privates unter einen Hut zu bringen. „Es ist schwer. Früher mit dem Spitzensport ging das etwas leichter, da man individuell dafür gefördert wurde, jetzt in der Ausbildung läuft viel darauf hinaus, dass man weniger Freizeit hat.“ Gerade nachdem sich seine berufliche Situation geändert hat, war er „eigentlich froh, in der Oberliga zu sein, da ging das geschmeidig“ mit dem Aufstieg und der Bundesligavorbereitung „ist wieder mehr Training notwendig.“ „Es ist schwer alles zu vereinen, auch Familie und Freundin, aber es ist möglich.“
Text: Darius Mayek / Bilder: Gunther Czepera