Fünf Eagles bei der Weltmeisterschaft
Während die übrigen Lichtenfelser langsam mit der nahenden Saison im Blick warmlaufen, sind fünf Eagles heiß. Nihat Mammadli, Abu Muslim Amaev, Krisztian Kecskemeti, Selcuk Can und allen voran Eigengewächs Hannes Wagner starten ab Samstag in Belgrad bei der diesjährigen Weltmeisterschaft. Eine WM, bei der es diesmal um noch mehr geht, als den Titel des Weltbesten in der jeweiligen Klasse. Im Vorfeld der Olympischen Spiele 2024 geht es um Tickets für Paris. „Die ersten fünf pro olympischer Klasse qualifizieren sich“, erklärte Lichtenfelser Eigengewächs Hannes Wagner einige Wochen vor Start der WM. Daher war von vornherein damit zu rechnen, dass das Teilnehmerfeld denkbar stark anreisen würde. „Jedes Land kommt mit allem, was möglich ist“, kommentiert Heiko Scherer, in Lichtenfels für das Ringerteam verantwortlich, „pro Klasse 35 bis 40 Mann, das ist Wahnsinn“. Für viele dieser Athleten geht es um den olympischen Traum. Darunter sind auch wieder Sportler aus Weißrussland und Russland, die zwar nicht unter eigener Flagge starten, aber die Aufgabe, die Top 5 zu erreichen, nicht einfacher machen. Die Zielsetzung für Belgrad ist also klar, doch selbst für jene, denen keine Platzierung unter den Besten fünf möglich ist, geplatzt ist der olympische Traum dann noch nicht. „Anfang 2024 gibt es noch Quali-Turniere, für uns gibt es ein europäisches und ein weltweites, bei dem sich dann die beiden Finalisten bzw. Top drei ebenfalls qualifizieren“, beschrieb Hannes Wagner weitere, mögliche Wege zu Olympia. Das verleiht der anstehenden WM gleichzeitig mehr Tiefe. Auch wenn es aus Lichtenfelser Sicht nicht laufen sollte, bliebe zu hoffen, dass sich möglichst viele Europäer auf die vorderen Plätze kämpfen. Damit würde immerhin die Qualifikation über das europäische Turnier einfacher.
Da sich keiner der Lichtenfelser Freistilstaffel qualifizieren konnte, werden die letzten Turniertage, an denen nach den Freistil- und den weiblichen Klassen, im klassischen Stil gerungen wird, für AC Fans die spannenderen. In der Klasse bis 60 kg startet Nihat Mammadli ab Freitag. „Diese WM ist die erste Senioren-WM für Nihat“, erzählt Scherer, „trotzdem traue ich ihm die Qualifikation zu“. Der 21-jährige Aserbaidschaner, der die Saison wenn überhaupt nur vereinzelt zum Einsatz kommen wird, will sich in diesem Jahr auf seine Einzelsaison und die Olympiaqualifikation konzentrieren. Im Vorjahr kämpfte er sich zum Vizemeistertitel der U23 und hat bewiesen, dass er auf höchstem Niveau mitringen kann.
In der Klasse bis 63 kg kommen ab Samstag gleich zwei Eagles zum Einsatz. „Krisztian musste aufrücken“, erklärt Scherer, „in der Klasse bis 60 kg geht sein Landsmann Erik Torba an den Start“. Im selben Gewicht startet auch Abu-Muslim Amaev. Um die Qualifikation geht es bei ihnen beiden nicht, da diese Klasse nicht im olympischen Programm ist.
So geht es leider auch dem vierten Lichtenfelser Starter Selcuk Can, der in seinem Gewicht bis 72kg einer der Favoriten auf den Titel ist. „Ich habe vor einigen Tagen mit ihm gesprochen“, erzählt Scherer, „er schaut Richtung Medaillenränge, sein Ziel ist Gold“. Eine enorme Aufgabe bleibt das auch ohne Olympiaticket in Aussicht. Auch die nicht-olympischen Klassen sind extrem stark besetzt.
Um ein Olympia-Ticket geht es schließlich noch für den fünften Lichtenfelser Starter, den regionalen 87er-Greco-Star Hannes Wagner. „Für ihn ist die Top 5 ganz klar Ziel“, ist Scherer sicher. „Das wird allerdings alles andere als einfach, aber Hannes hat dieses Jahr bewiesen, dass er an einem guten Tag jeden schlagen kann“, womit er auf Wagners Sieg über den späteren Turniersieger und amtierenden Europameister Istvan Takacs beim Thor Masters Anfang des Jahres anspielt.
Das dichte Teilnehmerfeld, der zusätzliche Druck vor Paris und das besonders harte Vorbereitungsjahr verlangen den Aktiven noch mehr ab, als internationale Turniere das ohnehin tun. Die Teilnehmerzahl kann für die Aktiven fünf bis sechs Kämpfe bis zum Finale bedeuten, womit die Physis der Sportler eine noch größere Rolle spielt. Prognosen, wie die Turniere der Eagles laufen werden, will man in Lichtenfels nicht machen. Sollte es mit der Quali für Wagner kommende Woche allerdings nicht klappen, bliebe zu hoffen, dass möglichst viele Europäer auf den vorderen Plätzen landen. Hart umkämpft bleibt der Weg nach Paris 2024 in jedem Fall.
Text: DaMa
Bild: AJ