Eagles blicken auf ein erfolgreiches Jahr zurück
Ein Ringer-Jahresrückblick Anfang Februar, statt Ende des abgelaufenen Jahres, deutet schon darauf hin, dass das Mannschaftsjahr nicht schlecht gelaufen sein kann. Während am Wochenende Schorndorf und Mainz ihre Finaltickets um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft lösten, ist Lichtenfels seit dem Viertelfinalaus gegen Serienmeister Burghausen aus dem Rennen und in der Winterpause. Dass Schorndorf in dieser Mannschaftssaison um den Titel mitringen würde, kommt für die Verantwortlichen im Verein nicht überraschend. Auch die Prognose, was die eigene Platzierung anging, war ziemlich treffsicher. Seit dem ersten Kampf war der erhoffte Saisonausgang als Boxing Day- bzw. Achtelfinalteilnehmer in der Saisonzeitung manifestiert gewesen. Der Weg dorthin allerdings steiniger, als dem Traditionsverein lieb gewesen sein konnte.
Doch alles der Reihe nach. Bevor die Runde 2022/23 begann, kam Anfang des Kalenderjahres die Jubiläumssaison des Traditionsvereins zu einem erfolgreichen Ende. Der erste Playoff-Sieg der Geschichte führte vom Achtelfinale ins Viertelfinale, wo gegen Heilbronn Schluss sein sollte. Auch wenn die Eagles keine Punkte aus Heilbronn mitnehmen konnten, einen Aktiven, der Kern der neuen Mannschaft werden sollte, nahmen sie im übertragenen Sinn mit. Freistiler Daniel Sartakov, den nicht zuletzt die Stimmung und der Rückhalt des Fanclubs von den Eagles überzeugte, stellte eine entscheidende Verstärkung dar. 15 Kämpfe stand der gebürtige Berliner letztlich für die Eagles auf der Matte, in gut zwei von drei Begegnungen war er es, der den Sieg davontrug. Damit war er die gesamte Saison über Stütze im Team. Wie er brachte es auch Herzstück der Mannschaft Hannes Wagner auf neun Siege in 15 Kämpfen und sorgte damit für entscheidende Punkte in der Mehrzahl seiner Kämpfe. Auf mehr Einsätze als die beiden brauchte es nur Bastian Hoffmann, der mit 17 Kämpfen bei lediglich einem Hauptrundenkampf nicht aufgestellt war und unter anderem vier Siege in vier Endrundenkämpfen sicherte. Jeweils zweistellig Einsätze bekamen zudem Marcel Berger und Neuzugang Beka Guruli, beide mit je sechs Siegen in 13 Duellen erfolgreich, Maximilian Schwabe, der ein Drittel seiner 12 Kämpfe sicherte, sowie die Türken Ömer Recep und Ahmet Duman die mit sieben und acht Siegen in zehn bzw. elf Kämpfen zuverlässig punkteten. Auch der eingefleischte Lichtenfelser Lukas Tomaszek brachte es auf 11 Einsätze, während er in der angestammten Stilart einen Sieg verbuchen konnte, musste er oft im ungeliebten, klassischen Stil die Lücke füllen.
Diese Lücke war durch die Ausreisesperre des letztjährigen Highlight-Ringers Selcuk Can gerissen worden, der bis zuletzt keine Freigabe für die Saison bekam und dessen Fehlen nicht kompensiert werden konnte. Neben Freistiler Tomaszek kamen auch Coach Venelin Venkov, Eigengewächs Philipp Ender, sowie Oberfranke Benedikt Panzer zu Einsätzen in dieser Klasse, darüber hinaus wurden auch 80er Max Schwabe und der planmäßige 71er Niklas Ohff zeitweise in dieser Klasse eingesetzt. Ohffs Saison fand verletzungsbedingt ein vorzeitiges Ende, nachdem er zwei Siege in vier Kämpfen verbucht hatte. Jeweils für nur eine Saisonhälfte kamen die Schwergewichte Karl Marbach, drei Siege, und Kamil Kosciolek, sechs Siege in sieben Kämpfen, zum Einsatz. Die Freistil-Neuverpflichtungen Erhan Yaylaci, siegreich in allen seiner vier Einsätze und Nicolae Ceban, drei Siege in fünf Duellen, teilten sich die Einsätze im Halbschwergewicht. Nihat Mammadli, in der abgelaufenen Saison ebenfalls erstmals bei den Eagles zu sehen, überzeugte mit vier Siegen in fünf Kämpfen, mit zwei Siegen in sieben Duellen blieb der gesundheitlich früh angeschlagene 57er Ahmet Peker hinter den Erwartungen. Darius Mayek, Tobias Wagner, David Münch, Jan Wagner und Dominik Sohn kamen zum Einsatz, um die dünne Personaldecke der Eagles punktuell zu stärken und Flexibilität in die Aufstellung zu bringen.
Obwohl das Fernbleiben Selcuk Cans, die größeren und kleineren Verletzungen unter der Saison, die Krankheitswelle im Team, Anfang der Saison, sowie Terminkonflikte und Reiseprobleme jeden Samstag zur neuen Herausforderung machten, sind die verantwortlichen nach gut vier Monaten Saison zufrieden. Der Sieg gegen Markneukirchen und der Derby Sieg gegen Nürnberg, deren Abstieg zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar gewesen war, stimmten auf eine denkwürdige Saison ein, ehe die Eagles krankheits-, verletzungs- und terminbedingt die nächsten Kämpfe hinter ihren Möglichkeiten blieben. Auch in der Rückrunde gelang der wichtige Sieg gegen Markneukirchen, ehe der Rückkampf gegen Nürnberg anstand. Nürnberg, derzeit bereits tief im Abstiegskampf, konnte ein vorentscheidender Abend werden, ein Sieg hätte viel Druck aus der zweiten Saisonhälfte genommen. Umso bitterer die Niederlage. Das Unentschieden zwischen Markneukirchen und Greiz am selben Kampftag Fluch und Segen zugleich, zwar war damit die Aussicht auf die Boxing Days am Leben, allerdings auch der Abstieg realistisches Szenario. Die prekäre, eigene Situation, zusammen mit den Schlagzeilen, die fortan Woche für Woche das sportliche Geschehen in der Bundesligastaffel Ost begleiteten, ließen die Eagles lange zwischen Boxing Days und Abstieg bangen. Der knappe Heimkampf gegen Kleinostheim in der Folgewoche tat weh, änderte aber nicht viel an der Gesamtsituation. Entscheidend war der Sieg in der Folgewoche gegen Greiz, um den Abstieg unter damaligen Annahmen abzuwenden. Dass dann auch noch ein Sieg gegen den jetzigen Finalisten um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft, den ASV Schorndorf möglich war, sicherte den Eagles schließlich den fünften Tabellenplatz – mit zehn Punkten lediglich einen vor Greiz – und den Einzug in die Zwischenrunde – wo der TuS Adelhausen wartete.
Schon nach dem Heimkampf zeichnete sich ab, dass es wohl die Eagles sein würden, die in die Endrunde einziehen. Nach dem zweiten Aufeinandertreffen, kurz vor dem Jahreswechsel, war dann klar: auch mit eingedampfter, erster Liga können die Eagles des Vorjahreserfolg bestätigen und in die Runde der besten Acht der Nation einziehen. Dass hier die Mannschaft des SV Wacker Burghausen wartete, Serienmeister der letzten Jahre, gegen die in der Hauptrunde bereits zwei Niederlagen zu Buche standen, dämpfte die Vorfreude etwas, als der Heimkampf im eigenen Hexenkessel, der Halle am Schützenplatz, angepfiffen wurde, was das aber schon vergessen. Mit 8:17 gelang es trotz klarer Niederlage das Gesicht zu wahren, der Rückkampf mit ähnlichem Ausgang besiegelte das Ausscheiden. Während die Planungen für das kommende Jahr schon wieder begonnen haben, verschnaufen die Aktiven nach der kräftezehrenden Saison, freuen sich schon jetzt schon auf ein ereignisreiches und erfolgreiches Jahr 2023.
Während die erste Mannschaft weiterhin den Höhenflug in der ersten Liga genießt und damit überregional sichtbar ist, flogen die übrigen Eagles unter dem Radar. Doch auch wenn weniger öffentlichkeitswirksam, ist es gerade hinsichtlich der langfristigen Entwicklung des Vereins eine Freude, endlich wieder im Nachwuchsbereich Erfolge zu feiern. Mit der Schülerstaffel traten die Eagles nach der letzten Runde 2019 wieder an und sicherten sich den Meistertitel in der Bezirksliga, vor dem Hofer Nachwuchs und den Staffeln aus Neustadt, Bindlach, Rehau und Bayreuth. Mit ihren Leistungen stachen hier vor allem Gleb Schell, Alexander Schumacher und Adam Tokmakov hervor. Mit Andre Wander und Immer Salifoski wagten zwei von ihnen zudem den Schritt in den Erwachsenenbereich, wo das Jahr für die einsatzgeschwächte Landesligastaffel der Männer insgesamt bescheiden lief. Personalbedingt wurden einige der Kämpfe abgesagt, die Liga konnte aber gehalten werden. In den bestrittenen Kämpfen zum Einsatz kamen 16 Sportler, darunter die „Springer“ der Bundesligastaffel. Tobias Wagner, Philipp Ender, sowie Jan Wagner und David Münch brachten es auf 15, 14 und zweimal 12 Einsätze, Burkhard Michalski, der seinen Rücktritt bekannt gab, auf elf. Sportlich hervor taten sich Darius Mayek und Philipp Adler, in je acht Kämpfen ungeschlagen und mit 32 bzw. 29 Punkten Spitzenreiter, was die Punkteausbeute betrifft, sowie Lukas Tomaszek, der zu seinen elf Erstligaeinsätzen vier weitere, ungeschlagene Kämpfe in der zweiten ableistete. Dahinter folgen Benedikt Panzer und Maximilian Brandmayer die unterm Strich 9 und 5 Punkte in drei und vier Auftritten einzahlten.
Vor der Saison gab es unterm Jahr zudem den ein oder anderen Einzelerfolg zu vermelden. Marcel Berger sorgte mit seinem Deutschen Meistertitel im Beachwrestling für Schlagzeilen der anderen Art, während Niklas Ohff mit Bronze in der Klasse bis 67kg, Max Schwabe mit Silber bis 77kg und Hannes Wagner mit Gold im Limit bis 87kg einen kompletten Medaillensatz von „der Deutschen“ heimbrachten. Für Schwabe und Wagner ging es später zum Grand Prix wo zwei Bronzemedaillen möglich waren. Für Hannes Wagner war damit auch der Schritt in die neue, olympische Gewichtsklasse gelungen, in der er bei der Weltmeisterschaft erstmals auf höchstem Niveau antrat und auf Augenhöhe mitrang.
Text: DaMa
Bilder: Gunther Czepera