Zwei ACler sorgen für Recht und Ordnung
Das Los des Kampfrichters ist im Ringen nicht immer dankbar. Ist das Geschehen auf der Matte eindeutig, liegt nicht viel Augenmerk auf dem dritten Akteur, sobald es aber zu einer hitzigen Situation kommt, ist die Entscheidung – egal in welche Richtung – falsch. Zumindest für eine der beiden Seiten. Und das bekommt dann der Unparteiische ab. Nichtsdestotrotz haben die ACler Andreas Braun und Christoph Gut den Schritt zum Kampfrichter gewagt, um für Recht und Ordnung auf der Matte zu sorgen. Hatten aber auch noch weitere Motive.
„In der Ausbildung bekommst du Feedback, beim Turnier nur Hass“, zitiert Andreas Braun einen Anwärter-Kollegen und spricht damit an, was viele verschreckt. Ein dickes Fell, aber auch das Vertrauen in die eigene Entscheidung ist da entscheidend. Dieses entwickeln Braun und Vereinskollege Christoph Gut derzeit. „Wir hatten jetzt den Theorie-Teil“, berichtete er einige Tage nach einem intensiven Wochenende in Nürnberg. „Freitagabend ging es mit Regelkunde los“, erinnert er sich, Samstag stand dann – mit freundlicher Unterstützung der Grizzlys-Jugend – „Bewegung auf der Matte“ im Vordergrund. Immer in der richtigen Position zu stehen, auf Details zu achten, versteckte Fouls zu erkennen, all das muss sitzen, ehe es auf die Matte gehen kann. Die zweite Tageshälfte war dann der Videoanalyse gewidmet. „Wir Teilnehmer haben verschiedene Situationen vorgespielt bekommen und sollten diese beurteilen“, eine wertvolle Übung, „um das theoretische Wissen zu verinnerlichen und wirklich zu verstehen“. Ausklang fand der Samstag bei einer Foxtrail – Schnitzeljagt, die die 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Teambuilding-Maßnahme zusammenschweißte, ehe Sonntag das Gelernte rekapituliert wurde und in einer Fragerunde Möglichkeit bestand, letzte Unklarheiten zu beseitigen. Mit der Theorieprüfung, die beide mit Bravour bestanden, endete der erste Teil der Kampfrichterausbildung Mitte März.
Weiter ging es einige Tage darauf. Am 23.3. und beim Wittelsbacher Landturnier in Aichach, bei dem auf sechs Matten gerungen wurde, folgte die praktische Prüfung. Unter Aufsicht bewiesener Kampfrichter ging es ans Eingemachte, Braun und Gut mussten „die Kämpfe pfeifen und wurden dabei bewertet“. Nach einem erfolgreichen Samstag haben beide seit dem Wochenende die Bezirkslizenz, die zum Leiten von Mannschaftskämpfen der Schüler, Bezirks- bzw. Bezirksoberligakämpfen der Männer, sowie Vereinsturnieren oder Bezirksmeisterschaften befähigt. Eine Länderlizenz – für die er sich nach zwei Jahren Erfahrung im Bezirk qualifiziert – will Braun voraussichtlich nicht machen. „Aus der Motivation habe ich das nicht angefangen“. „Ich kam über den Fanblock zum Ringen“, holt er aus „und habe nie selbst gerungen“. Sein Sohn hingegen steht mittlerweile aktiv auf der Matte und auch Andreas Braun hat es tiefer hineingezogen, seit einiger Zeit führt er die kleinsten des Vereins im Bambinitraining ans Ringen heran. Um sich da besser „in den Sport hineindenken, Situationen besser einordnen zu können“, entstand die Idee, sich fundiert mit dem Regelwerk auseinanderzusetzen. Ausschlaggebend die Kampfrichterausbildung anzugehen war schließlich, dass Vereine ab gewissen Teilnehmerzahlen auch Kampfrichter mit zu Turnieren bringen müssen. „Muss ja nicht sein, dass der Verein da Strafe zahlt“, erklärt Braun, „da ist das Geld in der Schülerkasse besser aufgehoben“. In Christoph Gut hatte der Familienvater schnell einen Mitstreiter gefunden. „ich hatte die Idee und ihn schnell davon überzeugt“.
„Christoph hatte früher zumindest schon mit Kampfsport zu tun“, für Braun war vieles neu. „Ich habe viel gelernt, es war aber auch knackig“, trotz der Unterlagen, die die Teilnehmer vorab zur Vorbereitung erhalten hatten, war manches schwer greifbar. „Verwarnungen, Aktivität, Passivität und die unterschiedliche Bewertung in beiden Stilarten, wenn man selbst nie gerungen hat, ist das abstrakt“. Mit den neuen Erkenntnissen „bringt man etwas mehr Verständnis dem Kampfrichter gegenüber mit“ gesteht der Lichtenfelser, „da gehe ich jetzt entspannter in die anstehende Saison!“. Bis es so weit ist, wird Braun selbst zu einigen Einsätzen auf der Matte kommen – im schwarzen Polo, statt rot-blauen Trikots.
Text: DaMa
Bild: AB