Das Halbschwergewicht war bei den Eagles in den letzten Jahren eine Klasse, in der einige Ringer ihren Weg in und aus dem Kader fanden. Während Hannes Wagner sich durchweg als erster Greco-Mann in dieser Klasse bewies, schien es kurzzeitig so, als hätte auch die Unruhe im freien Stil zu einem Ende gefunden. 2022 baute der Verein auf ein Gespann aus dem aufstrebenden Türken Erhan Yaylaci, der nicht nur durch seine Leistungen überzeugte, sondern auch auf persönlicher Ebene und als Trainingskollege Ahmet Dumans nahtlos ins Team fand, und dem dreifachen Olympiateilnehmer Nicolae Ceban, der „Gefühl wie kein zweiter“ hatte, „menschlich top“ ins Team passte und auf der Matte ebenfalls ablieferte. Neun Teampunkte steuerte der Moldauer in fünf Kämpfen bei, darunter zwei vorzeitige Siege, unterm Strich eine klar positive Bilanz. Die Revanche für die einzige Saisonniederlage gegen Burghausen war in den Playoffs zum Greifen nah, wurde zum Frust des AC jedoch anders gewertet. Yaylaci, lediglich in der Hauptrunde aktiv, ehe Visaprobleme den Lichtenfelser Verantwortlichen die Planung aus den Händen nahmen, überzeugte mit vier Siegen in vier Duellen. Zwei davon vorzeitig. Damit schien der Plan für 2023 rund, ehe Neuverpflichtung Ahmed Dudarov unverhofft neuen Schwung in die Planung brachte. „Ahmed hat auch in den letzten Jahren Mittel- und Halbschwergewicht gerungen“, erzählt Mannschaftsbetreuer Heiko Scherer, „in dieser Rolle sehen wir ihn auch bei uns“. Der amtierende Mannschaftsmeister feierte mit Mainz zuletzt sieben Siege in elf Saisoneinsätzen, drei davon im Halbschwergewicht. Das späte Scheitern der Verlängerung mit Mainz spielte Lichenfels in die Karten, die nun die Qual der Wahl zwischen Dudarov und Yaylaci als Mann für die Hinrunde haben.
Im klassischen Stil dagegen die gewohnte Konstanz. Neben seinen Einsätzen in seiner angestammten Klasse, dem Mittelgewicht bis 86kg, leistete hier Eigengewächs und Leistungsträger Hannes Wagner die Kämpfe der zweiten Saisonhälfte ab. Der teils gravierende Gewichtsunterschied machte die Kämpfe gegen die physischen Gegner am oberen Gewichtslimit schwer, dennoch überzeugte Wagner mit seiner Klasse. Siebenfach stand der gebürtige Klosterlangheimer in der Rückrunde im Halbschwergewicht, dazu kamen zwei weitere Playoffeinsätze. Mit dem Sieg am grünen Tisch gegen Felix Baldauf, dessen Unstimmigkeiten in der Aufstellung bei dem Kampf gegen Lichtenfels auffielen, gelangen fünf Siege, einer davon vorzeitig, für insgesamt 12 Teamzähler. Zusammen mit den sechs Einsätzen bis 86kg brachte Wagner es in der abgelaufenen Saison auf 21 Punkte, was ihn zu einem der Topscorer macht, ungeachtet einer von Krankheit überschatteten Hinrunde. Als Herz der Mannschaft und mit seinen -2 Punkten, die er für die Aufstellung zählt, wird Wagner auch in der kommenden Saison der erste Mann bleiben. Mit einem Jahr Routine im neuen Gewicht, nach dem Wechsel in die olympische Klasse bis 87kg, und hoffentlich ohne gesundheitliche Probleme, freuen sich die Eagles auf ein weiteres, spektakuläres Jahr des Klosterlangheimers. Hinter ihm, und mit seinem Status als Heimringer ebenso wichtig für die Aufstellung, steht Ur-Eagle Tobias Wagner bereit. Auch er blickt auf erste Bundesligaerfahrung zurück und kam im Vorjahr jeweils einmal in Haupt- und Endrunde zum Einsatz.
Text: DaMa
Bilder: teilw. Gunther Czepera