Adler empfangen Adelhausen
Als die Bundesligasaison 2022 in den Startlöchern stand, rechneten die Verantwortlichen der Eagles mehrheitlich damit, die Boxing Days zu erreichen und die Hauptrunde als Nummer Vier oder Fünf zu beenden. Dass das kein Selbstläufer werden würde, zeigte sich jedoch schnell. Selcuk Can, eingeplant als Leistungsträger über die gesamte Saison hinweg, kam nicht aus dem Land, statt Siegklasse, kostete 75 kg Griechisch-Römisch Punkte, wie keine andere. Krankheitsbedingte Ausfälle, Verletzungen und Abwesenheiten machten die Aufstellung Woche für Woche zur Herausforderung, die Mannschaft insgesamt blieb in einigen Aufeinandertreffen hinter ihren Möglichkeiten. Mit lediglich zwei Siegen in der Hinrunde musste man sich abfinden, nichts, was sich in der zweiten Saisonhälfte nicht ausgleichen ließe. Dann aber die unglückliche Niederlage gegen die Grizzlys, die ihrerseits den einzigen Saisonsieg gegen Lichtenfels verbuchten. Plötzlich wurde es eng. Statt Teilnahme an dien Boxing Days war auf einmal der Abstieg das diskutierte Szenario. Erschwerend hinzu kam die Tatsache, dass die Tabellensituation sich in den letzten Saisonwochen unabhängig von den Kampftagen mehrfach änderte, da rückwirkend Anpassungen aufgrund korrigierter Aufstellungen gemacht wurden. Erst mit Ende des letzten Kampftages dann die Entscheidung. Die Eagles beenden die Hauptrunde auf Platz fünf und ziehen damit in die Zwischenrunde ein.
Saisonziel Klassenerhalt und überstehen der Hauptrunde waren damit erreicht, die Zeit durchzuatmen aber mehr als kurz. Schon neun Tage nach dem letzten Saisonkampf beginnt die Zwischenrunde um den Playoff-Einzug. Als Platz fünf in der eigenen Staffel steht der Viertplatzierte der Staffel West gegenüber. Wer genau das sein würde, stand schon länger fest als die eigene Teilnahme. Mit acht Siegen und einem Unentschieden aus ebenfalls 14 Kämpfen etablierten sich der TuS Adelhausen hinter Mainz, Köllerbach und Heilbronn. Das 14:14 Unentschieden gegen den unangefochtenen Tabellenführer Mainz oder die denkbar knappe 10:11 Hinrunden-Niederlage gegen Köllerbach unterstrichen dabei die Qualität der Badener. Zwei vergleichsweise enge Siege über Nackenheim sicherten die Position vor eben jenen, dazu kamen je klare Siege über Witten, Urloffen und Freiburg, die Rang vier in der Tabelle der Bundesligastaffel West ergaben. Internationale Leistungsträger wie der Pole Sebastian Jezierzanski, dritter bei den Europa- und fünfter bei den Weltmeisterschaften dieses Jahres, sowie Georgier Dimitri Jioevi im Freistil, oder der Rumänische Griechisch-Römisch Spezialist Ilie Cojocari sorgten in der Mehrzahl der Kämpfe für Punkte. Die deutsche Achse, getragen von Schwergewichts-Eigengewächs Felix Krafft im freien Stil und Etka Sever oder Manrikos Theodoridis im klassichen Stil sind nur einige Säulen der Aufstellung Adelhausens.
Gegeneinander beweisen konnten sich Lichtenfels und Adelhausen in den vergangenen Jahren nicht. Das letzte Aufeinandertreffen ist rund acht Jahre her. Damals, in der Zwischenrunde 2014, stand mit Hannes Wagner lediglich ein Eagle auf der Matte, der nach wie vor regelmäßig in der Lichtenfelser Aufstellung steht. „Hannes steht vermutlich gegen Arian Güney“, freut sich Mannschaftsführer Heiko Scherer auf das erste Aufeinandertreffen vor eigenem Publikum, „ein deutsch-deutsches Duell, das spannend werden kann“. Auch das erwartete Duell zwischen Bastian Hoffmann und Nico Megerle, ebenfalls deutsch-deutsch, hebt Scherer als möglichen Schlüsselkampf hervor, genauso wie den Freistilkampf in der Klasse bis 75kg, in dem er mit Marcel Berger gegen Kevin Henkel rechnet. Auf einen internationalen Spitzenkampf stellt er sich hingegen im Halbschwergewicht ein, wenn die Eagles versuchen, Sebastian Jezierzanski, bisher in zwölf seiner dreizehn Einsätze erfolgreich, die Punkte streitig zu machen. „Mit Erhan Yaylaci und Nicolae Ceban, einem aufstrebenden Star und einem bewiesenen Veteranen, haben wir zwei Optionen“, erzählt Scherer, will sich aber hinsichtlich Gesamtaufstellung nicht festlegen. Auf dem Papier sieht Scherer alle Voraussetzungen für einen ausgeglichenen Mannschaftskampf gegeben, „wer letztlich auf der Matte stehen wird, wissen wir erst auf der Waage“. Der Zeitpunkt der Zwischenrunde direkt nach den Weihnachtsfeiertagen und die Aussicht, mit einem Sieg gegen Serienmeister Burghausen anzutreten, könnten Einfluss auf die Aufstellungen haben. Wir stellen so gut auf, wie möglich und schauen, was am Ende dabei herauskommt, fasst Scherer zusammen. Mit welcher Aufstellung Adelhausen die 500km-Reise nach Lichtenfels antreten wird, werde sich zeigen.
Los geht die Zwischenrunde bereits heute (27.12.) ab 19:30 Uhr mit dem Hinkampf in der Staffelsteiner Adam Riese Halle, ehe lediglich zwei Tage später der Rückkampf in Adelhausen stattfinden wird. Wer sich mit auf die Reise an die schweizer Grenze machen will kann sich gerne anschließen. Abfahrt des Busses ist am Donnerstag um 10:00 Uhr. Der Sieger beider Paarungen wird dann am 7. und 14. Januar das Viertelfinale um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft gegen Burghausen bestreiten.
Text: Darius Mayek
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