AC Lichtenfels gelingt Historisches – Eagles fliegen ins Viertelfinale
Zum 100. Jubiläum schreibt der AC Lichtenfels weiter Vereinsgeschichte und zementiert den eigenen Status als einer der ganz großen Traditionsvereine des Ringkampfsports. Bereits die Hauptrunde lief erfolgreich, der angestrebte, vierte Tabellenplatz war schon vor Ende der Gruppenphase sicher. Zwischenzeitlich, nachdem man dem Serien-Meister Burghausen Punkte abgeluchst hatte, schien sogar der dritte Rang in Reichweite. Schließlich lag die Sensation im Derbykampf gegen den anderen Fränkischen Verein, die Grizzlys aus Nürnberg, im letzten regulären Kampf in der Luft. Auch wenn es an jenem Abend beim 13:14 nicht reichen sollte, eine Sensation sollte die Saison 2021/22 noch bereithalten.
Die Sterne standen schon bei der Endrundenauslosung gut. Dank nachträglicher Korrektur der ursprünglichen Einteilung wurde Lichtenfels Wunschgegner Markneukirchen zugeteilt. Der erste Kampf dann – leider vor leeren Rängen – war „ein absoluter Traumkampf und an Spannung nicht zu übertreffen“ schwärmte Hannes Wagner vom 17:17 Unentschieden vor gut einer Woche. „Eine Teamleistung“ bei der „alle Jungs alles gegeben haben“ fasste Trainer Venelin Venkov zusammen. Diese Energie und den Hunger nahmen die Eagles mit in das zweite Aufeinandertreffen am Samstag. Rechtzeitig zum Rückkampf stimmte dann auch die Kulisse, Zuschauer waren in der Halle zugelassen. Mit mannstarker Unterstützung der mitgereisten Fans, die vom vereinten AVG Fanblock gegenüber großartig aufgenommen wurden, entstand eine würdige Kulisse für einen hochklassigen Playoff-Kampf mit historischem Ausgang.
Mit einer Vielzahl an Ringern und einer festen Aufstellung kam Lichtenfels in der Markneukirchener Musikhalle an, der AV Germania reagierte auf die Aktiven und Aktivitäten der Lichtenfelser Ringer vor Ort und entschied sich kurzentschlossen für eine Aufstellung. Der Aufstellungspoker ging wie bereits im Hinkampf an die Mannschaftvom Obermain. Nach unbesetzten vier Punkten in der leichtesten Klasse startete der Kampf für die Eagles mit einem Schlüsselsieg im Schwergewicht und einer Glanzleistung Kamil Koscioleks gegen einen AVG Punktegaranten. Davon angesteckt gelangen drei weitere Siege in Folge zum 11:0 Pausenstand, der „dazu ausreichen kann, ein Team zu brechen“, wie Tobias Schütz im Interview nach dem Kampf rekapitulierte. Wie einkalkuliert schloss sich eine Aufholjagt der Gastgeber an, die die komfortable Führung auf zwischenzeitlich 3 Punkte zusammenschmelzen ließ, ehe Selcuk Can es erneut in der Hand hatte. Anders als im Hinkampf sollte diesmal jedoch ein Sieg mit mehr als zwei technischen Punkten Differenz genügen, um die Paarung im neunten Kampf vorzeitig zu entscheiden. Can ließ nichts anbrennen, punktete sich innerhalb der ersten Minute in die 3-Team-Punkte Führung, ehe er den Sack Sekunden später zumachte. Im Jubel der Fans unter Beglückwünschungen der Eagles ging der letzte Kampf regelrecht unter. Am Ende triumphiert Lichtenfels beim Endergebnis von 15:12 in einem ausgeglichenen Kampf. Dieses Ergebnis, zusammen mit dem Hinkampf-Ergebnis (insgesamt 32:29 für Lichtenfels) bedeutet nicht nur den ersten Playoffsieg und einen Höhepunkt in der einhundertjährigen Vereinsgeschichte, sondern löst das Ticket, im Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft zu ringen.
„Heute haben wir Geschichte geschrieben“ kommentiert Vorständin Britta Beier den größten Vereinserfolg seit Gründung 1921, während hinter ihr die aufgeheizten Lichtenfelser Fans in der Halle schon „Deutscher Meister wird nur der ACL“ skandieren. Auf dem Weg dahin geht es in der nächsten Runde gegen die Red Devils aus Heilbronn. Das Erfolgsteam um Rekordweltmeister Frank Stäbler setzte sich zeitgleich und nach einem knappen 15:12 Hinkampfsieg klar gegen Hösbach durch (23:6 im Rückkampf, insgesamt 38:18).
Nach einer Willensleistung von Rumen Savchev, der mit einem knappen Sieg einen entscheidenden Punkt auf das Eagles Konto einzahlte, ließ das Eagles Original die Ringerschuhe auf der Matte stehen und verabschiedet sich damit nach über zehn gemeinsamen Jahren an einem Denkwürdigen Abend aus dem aktiven Geschehen. Der Verein, die Fans und die Mannschaft feierten nach dem Sieg auch Savchev gebührend.
57kg, Griechisch-Römisch: Ömer Recep sorgte ein weiteres Mal für maximale Punkteausbeute. Obwohl ein entsprechender Ringer anwesend und kampfbereit war, ließ der AVG die 57 kg-Klasse kurzfristig leerlaufen, was zur unerwarteten, hohen Punkteausbeute für die Eagles führte. (0:4)
130kg, Freistil: Ein Schlüsselkampf des Abends fand gleich zu Beginn statt. Kamil Kosciolek stand im Schwergewicht gegen Routinier und AVG Punktegarant Magomedgadzhi Nurasulov. Der Lichtenfelser nutzte seine 15 kg Gewichtsvorteil, um die wiederholten Angriffe des Germanen abzuwehren, kippte in Runde eins aus der Verteidigung zur vier Punkte Führung, ehe er in Runde zwei auf 6:0 erhöhte. (0:6)
61kg, Freistil: Zurück in seiner angestammten Gewichtsklasse hatte es Ahmet Duman mit Roman Walter zu tun. Der defensive Ringstil des AVGlers hielt Duman in Schach, ein Angriff nach außen während der eigenen Aktivitätszeit brachte die dünne Pausenführung. In Runde zwei startete Duman offensiv und punktete zum zwischenzeitlichen 3:0. Die abgelaufene Aktivitätszeit des Gegners stellte auf 0.4, ehe Duman die Oberlage errang und mit drei Rollen auf 12:0 davonzog. (0:9)
Text: DaMa
Bilder: NinaSchmitt + Claudia Lohr-Werner