Ernüchterndes Resümee für die Eagles-Reserve
So gut es derzeit in der Bundesliga und im Nachwuchs läuft, dazwischen hakt es. Das Landesliga-Fazit der Vorsaison: Zwölf geplante Kämpfe, sechs davon platzten – vier Kampfabsagen der Eagles, zwei weitere des gegnerischen Teams (auch andere Vereine hatten Kaderprobleme). Die verbleibenden sechs Kämpfe waren Niederlagen, am deutlichsten der Auftaktkampf gegen Südthüringen, 0:56 kassierten die fünf aufgestellten Adler (mit 6:44 im Rückkampf wenig enger). Etwas knapper die Duelle mit Oberölsbachs Reserve (18:33) oder der WKG Bindlach/Bayreuth (22:32 und 10:34). Lediglich gegen die WKG Zirndorf/Röthenbach lief es beim 22:27 auf einen (auf dem Papier) recht ausgeglichenen Punktestand hinaus, wenngleich sechs der vierzehn Klassen kampflose Punkte brachten.
Allein diese Randnotiz zeigt das Problem: Zehn (unterschiedlich oft angetretene) Ringer brachte die Reserve 2023 auf die Matte – zu wenige, wenn man berücksichtigt, dass an einem Wettkampftag bis zu vierzehn Mann stehen könnten. Erschwerend hinzu kam das Leistungsgefälle in der Mannschaft. Während die Hälfte des Teams vorzeitige Niederlagen kassierte, errangen die übrigen fünf alle 78 insgesamt errungenen Mannschaftspunkte der Eagles. Allein 20 gehen auf das Konto von Philipp Adler, der mit sechs Siegen in ebenso vielen Kämpfen, vier davon vorzeitig, der effizienteste Eagle war. Tobias Wagner und Andre Wander kamen auf jeweils 16 Zähler in zwölf und elf Einsätzen, Jan Wagner auf 14 Punkte und Philipp Ender auf 12.
Keine Mannschaft möglich
Der Kader steht zu dünn, die Samstägliche Aufstellung von vornherein lediglich lückenhaft gefüllt. Fällt dann jemand kurzfristig aus, kippt das Gefüge. Ein Problem, das nicht einzig die Eagles zu betreffen scheint. Bindlach und Bayreuth, sowie Zirndorf und Röthenbach waren 2023 als Wettkampgemeinschaften im Zusammenschluss angetreten – für Lichtenfels keine Option, da sonst auch die Bundesligastaffel als WKG antreten müsste -, Burgebrach sagte zwei Kämpfe (gegen Lichtenfels) ab, auch hier fehlten Sportler. Schaut man 2024 auf die vorläufige Ligeneinteilung, findet man mit der WKG Bayreuth/Bindlach/Hof einen Zusammenschluss von gleich drei Vereinen, Burgebrach meldete die Reserve Anfang August ab – ein Schritt, den schließlich auch die Eagles gehen mussten.
Die Entwicklung zeichnete sich ab
Im Jubiläumsjahr und nach der Pandemie-Pause standen die Landesliga-Adler gut. Abgänge der Aufsteigersaison standen Neuverpflichtungen gegenüber, das Dasein als „Reserve“ der Bundesligamannschaft hatte zwar Einfluss auf die wöchentlichen Aufstellungen, doch zum Herbstmeister reichte es. Man entschied sich, aufgrund der bereits damals geringen Kadertiefe und dem größer werdenden Niveau-Sprung für nachrückende Jugendringer, gegen einen möglichen Bayernliga-Aufstieg und beendete die Saison auf Platz zwei. Drei Leistungsträger wanderten ab, zur Saison 2022 rückten erstmals seit einigen Jahren wieder Sportler aus der eigenen Jugend nach. Richtig Zug entwickelte die Zweite aber nicht. Von 16 Ringern standen die meisten nur sporadisch, was sich, trotz teils starker Einzelbilanzen, zu einer schwachen Saison summierte. Gerade so konnte im vorletzten Saisonkampf die Klasse gesichert werden, ehe der letzte Kampf (wie drei davor) abgesagt wurde.
Nach der Runde verloren die Eagles erneut Leistungsträger und Stammringer, ein Abgang und drei (vorläufige) Rücktritte. Zur Saison 2023 wuchsen zwar weitere Jugendliche in den Kader, nicht aber ins Vereinstraining der Männer. Ohne weitere (externe) Zugänge hatte sich unterjährig am Zustand der Mannschaft nicht viel geändert, der Saisonverlauf – gewissermaßen Fortsetzung der Vorsaison – kam daher nicht überraschend. Philipp Adlers Pause für die anstehende Saison, nach der Runde 2023 bekannt gegeben, kostete einen der wenigen, verbleibenden Punktegaranten.
Was also tun?
„Offensichtlich ist das Problem des dünnen Kaders“, sinniert Darius Mayek, der hinter den Kulissen an den Saison-Diskussionen beteiligt war und als einer der verbleibenden Leistungsträger in der Reserve selbst involviert ist, „die Ursache dafür ist aber vielschichtig“. Zum einen sind über die letzten Jahre einige Stammringer abgewandert, zum anderen gelingt die Integration der nachwachsenden Sportler nur bedingt. „Allmählich fängt es an, dass Jugend nachrückt“, freut er sich über die Nachwuchsarbeit, bis die Mannschaft alle Klassen aus ehemaligen Jung-Eagles besetzten könne, „dauert es aber noch“. Das sei zu verschmerzen, sofern die Einstellung passe. „Das richtige Alter und das passende Gewicht zu haben, um in einer Männermannschaft zu ringen, reicht nicht“, weiß er, „der Schritt, nicht mehr der älteste Jugendliche, sondern der jüngste Erwachsene in einer Mannschaft zu sein, ist kein einfacher“. Die Kämpfe dauern länger und physisch ist der Wettbewerb mit Erwachsenen nicht zu unterschätzen. „Auf der Matte wird gekämpft“, niemand hat Punkte zu verschenken. Und das Niveau der Gegner ist, selbst in den regionalen Ligen, teils höher, als es die Liga vermuten lässt. Darauf muss man sich unterjährig einstellen. „Die Jungs, die aus dem Jugendtraining wachsen, müssen im Männerbereich trainieren“, ist er sich sicher, „andernfalls treten sie auf der Stelle“.
Dass das stockt, versteht Mayek, „die Zweite, wie sie zuletzt stand, ist keine Werbung, sich in die Landesliga zu arbeiten“, zumal der Weg dahin nicht einfach ist, „eine Erfolgsmannschaft würde da vermutlich mehr ziehen“, spekuliert er. Auf der anderen Seite sei die Mannschaft die Summe der Einzelleistungen und man „kann es den erfahreneren Ringern“, die – sofern sie stehen – Punkte sammeln, „nicht verübeln, dass sie nur sporadisch ringen oder sich Stück um Stück zurückziehen“, wenn sie alleine dastehen. Daran etwas zu ändern, sieht er nicht als Aufgabe des Scoutings. „Es ist das eine, eine funktionierende Mannschaft gezielt zu verstärken“, erklärt er, aber eine ganz andere Diskussion, eine „Reserve aus Saison-Ringern zusammen zu stellen“, die auf Nachrücker aus den eigenen Reihen wartet. Das könne nicht der Weg sein.
Die Möglichkeit, bei der Reserve nachzulegen, hätte es gegeben. „Anfang des Jahres waren die Aussichten gut“, erinnert sich der ACler. „Mehrere Neuverpflichtungen für die Reserve standen im Raum“, auch waren Rückkehrer im Gespräch. „Bis das Transferfenster schloss, war noch nichts entschieden“, führt Mayek aus. Aus oben genannten Gründen entschied der Verein aber anders. „Das Ziel muss sein, mit eigenen Leuten zu ringen“ – sobald das funktioniert, könne verstärkt werden, bestätigt Britta Beier, Vorständin des Vereins.
„Wir sind uns bewusst, dass das kein gutes Signal ist“, weiß Beier, ist sich aber auch im Klaren „dass wir keine Mannschaft melden können, wenn wir keine Ringer haben“. So schwer die Entscheidung auch war, 2024 wird es keinen Männer-Ligenbetrieb neben der Bundesliga geben. „Bis die Jugend den Anschluss an den Männerbereich findet, erübrigt sich diese Diskussion“. Sobald der Trainingsbetrieb auf anderes hoffen lässt, können „wir wieder eine Mannschaft melden und angreifen“, gibt sie sich optimistisch.
AC Lichtenfels zieht die Landesligastaffel zurück
Nach dem beschämenden Resümee der Vorsaison – sechs der zwölf angesetzten Kämpfe platzten, in den übrigen Duellen standen die Landesliga-Eagles unterbesetzt – war die Frage um die Zukunft der zweiten Mannschaft schon zu Jahresbeginn aufgekommen. Unterjährig hatte sich dann leider weniger ergeben als gehofft. „Anfang des Jahres waren die Aussichten gut“, heißt es vereinsintern, „mehrere Neuverpflichtungen für die Reserve standen im Raum, ebenso Rückkehrer“. Aus gegebenem Anlass entschied der Verein aber anders. „Das Ziel muss sein, mit eigenen Leuten zu ringen“, sobald das funktioniert, kann verstärkt werden.
Das ist im AC aktuell leider nicht gegeben, ein Zustand, der sich seit Pandemie-Ende zuspitzte. „Wir sind uns bewusst, dass das kein gutes Signal ist“, heißt es weiter, „aber alles andere wäre den Zuschauern und den anderen Vereinen gegenüber nicht fair“.
Sobald der Trainingsbetrieb auf anderes hoffen lässt, „können wir wieder angreifen“.
Text: DaMA