Zu tausend Prozent angekommen
Der große Sachspenden-Transport aus dem Landkreis Lichtenfels ist kürzlich bei den Flutopfern in Nordrhein-Westfalen eingetroffen. Welche Eindrücke die Helfer aus dem Krisengebiet mitgenommen haben.
Als Nicole Löppert, Jugendleitern des AC Lichtenfels, und Ines Mai, Leiterin des Kindergartens Seubelsdorf, vor rund zwei Wochen den öffentlichen Aufruf starteten, Hilfsgüter für die Opfer der Flutkatastrophe zu sammeln, konnten sie nicht ahnen, wie groß die Hilfsbereitschaft im Landkreis und darüber hinaus tatsächlich sein würde. Die Aktion löste eine solch riesige Welle an Solidarität am Obermain aus, dass sich schließlich sieben Transporter und ein LKW – vollbeladen mit Werkzeugen, Konserven, Getränken, Hygieneartikeln, Kleidung und Spielzeug – von Lichtenfels aus auf den Weg ins Krisengebiet nach Nordrhein-Westfalen machten.
Nicht nur die sorgfältig vorsortierten Sachspenden reisten nach Stolberg, sondern auch die Initiatorin Nicole Löppert sowie ACL-Jugendtrainer Rainer Knauer mit einigen Jungs der Jugendmannschaft. „Es war ein sehr emotionaler Moment, als wir mit unseren Transportern vor Ort angekommen sind. Unsere Ansprechpartner Claudia und Metin hatten Tränen in den Augen“, berichtet Nicole Löppert im Nachgang und fügt hinzu: „Unsere Aktion ist wirklich zu tausend Prozent angekommen.“
Anpacken vor Ort
Nach dem Entladen der Transporter ging es nicht gleich zurück in die Heimat. Die oberfränkischen Helfer blieben noch zwei Tage, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Das ganze Ausmaß der Verwüstung offenbarte sich ihnen am nächsten Tag in der Innenstadt von Stolberg. „Die Eindrücke in Worte zu fassen ist schwierig. Es ist Wahnsinn, welche Zerstörung durch Wasser angerichtet werden kann“, schildert Nicole Löppert die Lage. Die Menschen stünden dort vor dem Existenzlimit und viele Geschäfte würden wohl nicht mehr aufmachen, weil sie es einfach nicht schaffen. Die sichtbaren Schäden seien groß und es werde sicher noch einige Jahre dauern, bis einigermaßen Normalität einkehren könne.
Auch wenn viele Dörfer im Umland noch abgesperrt waren, gab es ausreichend Gelegenheit, vor Ort zu helfen. „Wir haben uns einfach Schubkarren und Schaufeln geschnappt, sind nach Eschweiler rein und haben gefragt, wo wir helfen können. Zum Schluss haben wir 400 Quadratmeter Keller mit ausgeräumt und das Wasser zur Pumpe geschrubbt“, berichtet Nicole Löppert. „Die Leute sind trotz der schwierigen Lage so herzlich und es gibt überall Stationen, wo die Helfer verpflegt werden. Dort kommen wirklich wildfremde Leute und fragen, wo sie unterstützen können. Der Zusammenhalt ist einfach unglaublich.“ Sogar der Bürgermeister von Stolberg habe sich persönlich bei ihr und dem Team bedankt, dass sie extra aus Oberfranken angereist sind und vor Ort mithelfen.
Großer Dank an Unterstützer im Landkreis Lichtenfels
Gar nicht oft genug betonen können die Initiatorinnen, wie dankbar sie für die Unterstützung sind, die sowohl von Seiten der Bevölkerung als auch von Unternehmen und Organisationen aus dem Landkreis Lichtenfels kam. „Wir bedanken uns für die Transporter der Firmen Robert Hofmann, Fliesen Maier, Koch Parkett, Herzog-Metallwaren und des Kreisjugendrings Lichtenfels. Ein großer Dank gilt auch der Firma Müller-Werkzeug für die unkomplizierte Nachbarschaftshilfe. Ohne eure Kartons wären wir aufgeschmissen gewesen“, so Ines Mai.
Ebenfalls großer Dank gebühre den Belegschaften von Firmen und den Elternbeiratsmitgliedern der Schulen im Umkreis, die unkompliziert Geld für die Transportkosten oder für Getränke und Hygieneartikel für die Unterstützer und Bedürftigen vor Ort gespendet haben. „Auch Speisen und Getränke für unsere Helfer und Fahrer wurden von der Metzgerei Voll, der Bäckerei Söllner und der Brauerei Trunk zur Verfügung gestellt. Ein ‚Vergelt´s Gott‘ geht außerdem an Heiko Groß alias DJ Trulli – du weißt, für was alles“, fügt Ines Mai abschließend hinzu.
Text: Marion Nikol